In den letzten Jahren habe ich mit enorm vielen KMUs zum Thema Online Marketing, zu tun gehabt. Außerdem habe ich mich immer weiter zertifizieren lassen und dafür zig Kurse besucht, Webinaren gelauscht und Prüfungen abgelegt.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass viele, egal ob Agenturen, Unternehmen, Ausbilder, Universitäten etc. die Begrifflichkeiten Marketing und Online Marketing zu stark trennen.
Den Eindruck den ich bekommen habe ist, dass Online Marketing nichts mit dem klassischen Marketing zu tun haben möchte und andersrum, das klassische Marketing Angst vor dem Online Marketing hat.
Stellt sich mir die Frage, warum?
Klar könnte man jetzt mit den individuellen Befindlichkeiten der Mitarbeiter, GFs etc. argumentieren, die sich nicht aus der „Komfortzone“ herausbewegen möchten. Marketing-Menschen sind kreative Köpfe, während im Online Marketing Zahlen und Technik eine wesentlich wichtigere Rolle spielen. Aber ist es nicht so, dass das klassische Marketing die Grundlage bildet für das Online Marketing!?
Vielleicht vergleiche ich das mal mit der Suchmaschinenoptimierung und einem klassischen Redakteur, um eine neutralere Analogie in den Konfliktwelten zu schaffen.
Der Print Redakteur hat in seiner Ausbildung gelernt, kreativ zu schreiben, Wörter nicht ständig zu wiederholen usw. All sein Wissen stammt aus einer jahrzehntelang erprobten Theorie, die sich bewährt hat. In seinem Universum war der Print Redakteur glücklich und zufrieden.
Dann kam Google.
Google hat alles was online war analysiert, von Suchanfragen, Texten, Bildern, Nutzerverhalten… und hat alles in ein Verhältnis gesetzt. Google hat also mit Milliarden von Suchanfragen und dem entsprechenden Ergebnis, das best mögliche Nutzerverhalten analysiert – die Google Ranking Faktoren, die dann auch mit in die SEO-Richtlinien mit hineinspielen. Oder einfach gesagt, Google hat genau analysiert und belegt, welche Kriterien einen qualitativ hochwertigen Text kennzeichnen.
Das Ende vom Lied, konfrontiert man jetzt als Content Marketer den Print Redakteur, mit den Google SEO-Richtlinien, wird er einem die Tür vor der Nase zuschlagen.
Ähnlich ist es im Marketing. Der Online Marketer wertet die CTR (Klickraten) Conversion etc. von Werbemitteln aus, die Online geschalten werden und je nach Zielgruppen ausgespielt werden können…
Gibt es Performanceprobleme, wendet er sich u.a. an den Grafiker, der das AD erstellt hat, um dieses zu optimieren. Nun, wieder knallt die Tür zu.
Nehmen wir ein anderes Beispiel… den Lehrgang zur Zertifizierung als E-Commerce Manager.
Dieser Fernlehrgang ging ein halbes Jahr mit 23 Vorlesungen. Schaut man sich die vermittelten Inhalte an, stellt man fest, es geht hier an keiner Stelle um Marketing im klassischen Sinne, sondern Technik, Payment, Shop CMS, Datafeeds, Affiliate… also alles sehr technisch und datengetrieben.
…Oder das Fernstudium zum Online Marketing Manager.
20 Schulungseinheiten mit Themen wie SEO, SEM, Newsletter Marketing, Mobile Marketing, Zielsetzung und Strategieentwicklung, Monitoring und Controlling, Recht….
Auch hier geht es im Schwerpunkt um technische Aspekte, Analysen und deren Auswertung.
Über die Jahre hinweg ist also eine Trennung zwischen klassischem Marketing und Online Marketing entstanden. Obwohl doch eigentlich alles Marketing ist!
Denn auch ein Online Marketer benötigt entweder eine klassische Marketing-Abteilung, die Ihm die Werbemittel erstellt, oder ist selbst Grafiker, Redakteur etc. um sich selbst mit dem Benötigten zu versorgen.
Die Realität schaut aber leider so aus, der Online Marketer ordert ein Werbemittel bei seinem Grafiker. Das Werbemittel wird ausgespielt und performt je nach Können der Beiden gut oder schlecht.
Ein schlecht gestaltetes Werbemittel wird nicht nur im klassischen Print schlecht performen, sondern auch Online. Genauso wird eine schlecht eingerichtete Online-Kampagne nicht performen.
Es braucht Beides.
Gleiches gilt übrigens für Redaktionen, was im Print funktioniert reicht in der Regeln nicht für Performance optimiertes Content Marketing!
Spannend finde ich auch, dass man in all den Kursen zum Thema „Online“ kaum etwas über Marketing Grundlagen, Designrichtlinien, Neuromarketing etc. erfährt. Man bastelt lieber munter drauf los und optimiert dann „on the fly“. Kann man machen, ist aber Verschwendung und eher Frust statt Lust.
Daher, und weil ich selbst beide Welten in mir vereine, hier mal ein Bischen Inspiration für die Online zum Thema Marketing.
Die wichtigsten Techniken der Werbeindustrie von denen kaum ein Onliner den Namen kennt!
- Lymbic Types – die Motive, die unser Kaufverhalten bestimmen. Entsprechend kann man ableiten, auf welche Ansprachen in der Werbung der jeweilige Kunde reagiert.
- Priming – hier nutzt man gelernte Muster und Erfahrungen um eine Reaktion anzustoßen oder zu beeinflussen.
- Framing – der Entscheidungsrahmen, Verlust und Gewinn Framing, halb leer – halb voll! – künstliche Verknappung etc.
- Herding – Psychologie der Gruppe, einer springt alle rennen hinterher – Influencer
- Knowledge Gaps – der Überraschungseffekt oder „Häh?“-Effekt
- Farbsymbolik – Farben haben eine Bedeutung!
- Emotionen – Kunden kaufen Emotionen: ich will, dass es mir gut geht!
- ….
Klar, kann man hier auch Parallelen aus dem Klassischen in das Digitale ziehen. Nur ist die Frage, ob jeder Onliner in der Lage ist auch eine entsprechende Kampagne zu gestalten. Ich würde mal eine vorsichtige Tendenz wagen und hier mit „nein“ antworten. Denn er hat es nicht gelernt!
Hier mal als Motivation, wie richtig gute Werbung aussieht. Damit macht dann nicht nur klassisches Marketing Spass, sondern, für Onliner, das geht dann auch „viral“!
Eine geile Kampagne ist die beste Voraussetzung für maximale Conversion!
Think about it!
Nimm das Beste aus zwei Welten “Klassisches Marketing” + “Online Marketing” = Marketing 3.0
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