Greta dürfte ja inzwischen ein Begriff sein, an dem man in Bezug auf die Klimadiskussion, nicht mehr vorbeikommt. Hat sie es doch geschafft, die Klimadiskussion neu anzufachen und die Politik gezwungen sich damit auseinanderzusetzen. Dabei spaltet sich die Welt in zwei Lager, die Befürworter und die Leugner und Gegner. Gerade die Greta-Gegner sorgen mit ihren Hasskommentaren und Drohungen für eine enorme Aufmerksamkeit, was dem Thema immer mehr Schub verleiht. Aber warum gibt es überhaupt so einen starken Gegenwind gegen Greta Thunberg?
Warum dieser Hass? Ja, es ist Hass, der sich direkt gegen Greta wendet und sie persönlich angreift, fernab von allen sachlichen Diskussionen (DerInsider veröffentlichte Screenshots dieser Kommentare).
Warum kämpfen Menschen und Politiker so vehement gegen die wissenschaftlichen Fakten?
Unter den Wissenschaftlern besteht seit 1990 ein breiter Konsens, dass der Mensch einen maßgeblichen Anteil an der globalen Erwärmung hat. Heißt, die sachliche Ebene ist sich einig. Allein die emotionale Ebene, die Politik und die Öffentlichkeit ist hier geteilter Meinung.
Fangen wir mal mit ein paar Fakten zum Klimawandel an.
Seit es die Erde gibt (ca. 4,6 Milliarden Jahre) hat sich das Klima ständig geändert. Allein in den letzten 650.000 Jahren gab es 7 Zyklen in denen sich Eis- und Warmzeit abwechselten. Diese Zyklen sind wissenschaftlich belegt und analysiert. Dafür wurden u.a. Gletscherproben entnommen und auf CO², Sauerstoff etc. untersucht. Die aktuellen Werte werden über Satelliten und Bodenstationen gemessen, die ständig unsere Atmosphäre überwachen.
Warmzeiten treten in der Regel ungefähr alle 100.000 Jahre auf, den Milanković-Zyklen. Was mit der Umlaufbahn der Erde um die Sonne zusammenhängt. Kommt es zu einer Warmzeit, löst sich mehr CO² aus den Meeren (Martin et al. 2005) und Gletschern und gelangt in die Atmosphäre. Dieser Vorgang dauert ungefähr 800 bis 1000 Jahre, so dass bei prähistorischen Klimawandeln erst ungefähr tausend Jahre nach der anfänglichen Erwärmung ein Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu beobachten war (Monnin 2001, Mudelsee 2001). Das austretende Kohlendioxid begünstigt dann durch den Treibhauseffekt eine weitere Erwärmung.
Fakten zur klassischen Warmzeit:
- Warmzeiten treten alle 100.000 Jahre auf
- Warmzeiten stehen in direkter Verbindung mit der Umlaufbahn der Erde um die Sonne.
- Kommt es zu einer Warmzeit, schmelzen Gletscher (Deglaziation) und das CO2 wird aus dem Wasser gelöst.
- Es dauert 800 – 1.000 Jahre bis ein Anstieg der CO² Konzentration nach der Deglaziation meßbar ist.
- Der CO²-Anstieg verstärkt die Erderwärmung.
Das Problem:
Die aktuelle Klimaerwärmung vollzieht sich viel zu schnell und zu heftig. Da sich die Umlaufbahn der Erde um die Sonne innerhalb der normalen Parameter bewegt, ist diese nicht die Ursache für die Erderwärmung.
Also woher kommt diese „plötzliche“ (belegt seit 1990) Klimaerwärmung?
Die Antwort ist relativ einfach.
Durch den erhöhten Ausstoß an CO². Dieser liegt weit über dem klassischen Modell der Erderwärmung und dessen Zyklen.
Quelle: NASA global climate change
Hier ein 20 Minuten Video von Harald Lesch, der das Thema auf seine Art und Weise zusammenfasst.
So, das waren jetzt ein paar Fakten zum Thema Klimaerwärmung, die alle wissenschaftlich belegt sind. Natürlich ist das bei weitem nicht alles und bildet nur einen kurzen Einblick.
Warum greifen die Klimagegnern Greta Thunberg so heftig an?
Wenn der Klimawandel doch wissenschaftlich belegt ist, warum weigern sich dann so viele diese Tatsachen zu akzeptieren, und reagieren sogar nahezu aggressiv auf dieses Thema?
Darüber haben sich bereits 2016 drei Wissenschaftler Gedanken gemacht. Die Wissenschaftler Jonas T. Kaplan, Sarah I. Gimbel und Sam Harris habe diesbezüglich Studien betrieben, indem sie Testpersonen unters CT gelegt haben und deren Gehirnaktivitäten gemessen haben.
Die Studie ist verfügbar unter dem Titel: Neural correlates of maintaining one’s political beliefs in the face of counterevidence
Frei übersetzt heißt das: Neuronale Zusammenhänge zur Aufrechterhaltung von politischen Überzeugungen trotz Gegenbeweisen.
Die drei Wissenschaftler haben dazu 40 Personen mit einer liberalen politischen Einstellung unters CT gelegt. Dort wurden die Probanden mit Argumenten konfrontiert, die deren liberaler Einstellung wiedersprach. Dabei stellte sich heraus, dass bei den Argumenten, die gegen die Glaubenssätze der Probanden verstießen, eine vermehrte Aktivität im dorsomedialen präfrontalen Kortex und weniger im orbitofrontalen Kortex stattfand. Kurzum, wenn politische Glaubenssätze angegriffen wurden, wurde nicht darüber nachgedacht, sondern ein Schutzmechanismus aktiviert, der sofort reagierte um die eigene Identität zu schützen. Bei einem Angriff auf die eigenen Glaubenssätze wird also nicht lange diskutiert, sondern sofort die Emotionen hochgedreht. Was ja von Natur aus Sinn macht, denn Glaubenssätze entstehen ja nicht von heute auf morgen, sondern entwickeln sich über Jahre und bilden damit einen Teil der Identität.
Puh, komplexes Thema, daher anbei noch ein kurzes Video von Harald Lesch, der sich diesem Thema bereits in 2017 gewidmet hatte.
Fazit:
- Eine Grundeinstellung ist Teil der eigenen Identität
- Einem Angriff auf diese Identität wird emotional begegnet, nicht rational
- Fakten werden als direkter, persönlicher Angriff wargenommen
- Die Angegriffenen sind nicht in der Lage die Fakten zu reflektieren
- Je nach Persönlichkeit wird der Angriff gekontert, was bis zu „Hasskommentaren“ führt
Dieser Effekt gilt allerdings nicht nur für Klimagegner sondern auch für die Anhänger und Klimaverfechter, Parteimitglieder, Politiker, Religionen, Applejünger, Rechte, Linke, Impfgegner, Fussballfans etc. Einfach bei allem für was Menschen eine Partei / Position ergreifen und dient dem Schutz unserer Identität.
Harald Lesch – Warum ignorieren wir Fakten? Der Backfire-Effekt
Die Welle der Entrüstung unde der Hass, der aktuell Greta Thunberg gegenüber gezeigt wird ist also nichts anderes als ein emotionaler Versuch des Gehirns um die eigene Identität zu schützen. Und es ist nicht einfach die Überzeugung eines Anderen zu ändern. Vor allem nicht, solange er den Akt der Überzeugung als Angriff wahrnimmt.
Ich hoffe Ihr könnt jetzt einigermaßen verstehen, warum manche Menschen so extrem auf Greta reagieren.
Also mehr Fakten weniger Herz, einfach die Sache etwas entspannter angehen. Bevor noch einer druchdreht!